Woher stammt das Papier?
Papier ist ein äußerst vielseitiger Werkstoff. So unterschiedlich wie seine Formen waren auch die Methoden der Herstellung und seine historischen Verwendungszwecke in einzelnen Kulturen. Es war ein langer und weiter Weg von den ersten, vor mehr als 2000 Jahren in China handgeschöpften Papierbogen, bis zu den tonnenschweren Papierrollen, die heute von gigantischen Hochleistungsmaschinen produziert werden.
URSPRUNG IM ALTEN ÄGYPTEN

Papier, das
[spätmhd. papier < lat. papyrum, papyrus = Papyrus(staude) griech. papyros]
aus Pflanzenfasern (mit Stoff- u. Papierresten) durch Verfilzen u. Verleimen hergestelltes, zu einer dünnen, glatten Schicht gepreßtes Material, das vorwiegend zum Beschreiben u. Bedrucken od. zum Verpacken gebraucht wird.
(DUDEN, Deutsches Universal Wörterbuch A-Z)
PERGAMENT LÖST PAPYRUS AB

CHINESISCHE ANFÄNGE
KULTURELLER AUFSCHWUNG IN ARABIEN
Der arabische Einfluss ist auch heute noch erkennbar. So leitet sich der heutige Fachbegriff „Ries“ vom arabischen Wort „rizmah“ ab.
Er bezeichnet eine variable Mengeneinheit an Papierbögen.
PAPIER FINDET SEINEN WEG NACH EUROPA
1276 wird die erste Papiermühle in Fabriano in Italien urkundlich erwähnt. Die Italiener verwendeten erstmals zum Zerfasern der Hadern durch Wasserkraft bewegte Stampfwerke mit mehreren Hämmern, die durch ein großes Wasserrad (Mühlrad) angetrieben wurden.
Daher kommt der Name Papiermühle.
PAPIERHERSTELLUNG IN ÖSTERREICH
Das älteste in Österreich hergestellte Blatt Papier wurde im Archiv des Stifts Heiligenkreuz gefunden. Man nimmt an, dass dieses Blatt in jener Papiermühle geschöpft wurde, die Jan der Turs von Rauhenegg um das Jahr 1321 in Leesdorf bei Baden gegründet haben soll.
Einen besonderen Aufschwung nahm die Papiererzeugung nach der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gensfleisch zum Gutenberg um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Folge davon war die Gründung vieler neuer Papiermühlen.
Urkundlich nachweisbar sind diese ersten Papiermühlen in Österreich:












ERFINDUNG DER ERSTEN PAPIERMASCHINE
Im Jahre 1799 erfand der Franzose Nicolas-Louis Robert die erste Papiermaschine. Damit konnte man erstmals eine längere feuchte Papierbahn erzeugen. Diese Maschine stellte die Urform der heutigen Langsiebpapiermaschinen dar.
Nahezu gleichzeitig entwickelte Joseph Bramah (1805) die Rundsiebmaschine, und im Jahre 1806 machte Moritz Friedrich Illig mit der Leimung des Papierstoffs in der Masse (Masseleimung) mittels Harz und Alaun eine weitere bahnbrechende Entdeckung. Mit dem in Wasser aufgelösten Tierleim war es möglich die Löcher in der Papieroberfläche zu schliessen und so die Beschreibbarkeit der Papiere zu verbessern. Ein Nachteil war, dass Tierleim die Alterungsbeständigkeit der Papiere verschlechterte. Das ist eine der Ursachen, die für den Zerfall der alten Bücher
in unseren Archiven verantwortlich ist.
Im Papiermachermuseum Steyrermühl steht
ein funktionstüchtiger Nachbau der
Robert’schen Papiermaschine.




Durch die Erfindung der Papiermaschine verstärkte sich der schon im 18. Jahrhundert auftretende Rohstoffmangel an Hadern. 1843 erfand Friedrich Gottlob Keller die mechanischen Zerfaserung des Holzes zu Holzschliff mittels Schleifsteinen. Keller liess sich hierbei von Wespen inspirieren, die winzige Holzteilchen mit ihrer Spucke zu einem Brei vermischen und daraus ihre Nester bauen.
Danach entdeckten Hugh Burgess und Charles Watt den chemischen Aufschluss von Holz mithilfe von Natronlauge. Ab 1860 war dann die großtechnische Produktion von Zellstoff möglich.
DIE WICHTIGSTEN MEILENSTEINE

MODERNE HIGH-TECH PAPIERPRODUKTION
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zielte man darauf ab, die Papierproduktion technisch weiterzuentwickeln. Eine ganze Reihe verschiedener moderner Formen leiteten die Neuerungen im Papiermaschinenbau ein.
Die Bahnbreiten der Papiermaschinen und ihre Arbeitsgeschwindigkeiten wurden immer größer – und damit stieg auch die Produktivität. Elektroantriebe, Mess- und Regeltechnik, Automation bis hin zu Prozessleitsystemen wurden eingeführt.
Nicht nur in quantitativer Hinsicht vollzog sich eine rasante Entwicklung. Durch die vielfältigen Anwendungsbereiche stiegen die an das Papier gestellten Anforderungen. Vergleicht man die heutigen Papiere mit ihren Vorgängern, so wird eine enorme Qualitätssteigerung deutlich. Die moderne Mess- und Regeltechnik gibt dem Papiermacher die Möglichkeit, den gesamten Produktionsvorgang zu automatisieren und damit eine gleichmäßige Qualität zu gewährleisten. Der Einsatz von Computern macht die Verknüpfung der Rohstoff-, Prozess-, Produkt-, Qualitätssicherungs-, Umwelt- und Dispositionsdaten möglich und erlaubt so eine optimierte Produktionsführung.
MODERNE HIGH-TECH PAPIERERZEUGUNG
In Österreich wurde die neueste Papiermaschine 2019 bei Zellstoff Pöls errichtet.
Mit einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro wurde die PM3 nach einer Bauzeit von nur 17 Monaten in Betrieb genommen.
Auf ihr werden 100.000 Tonnen
hochwertiges Kraftpapier zum Beispiel für Papiersäcke produziert.