Woher stammt das Papier?

Papier ist ein äußerst vielseitiger Werkstoff. So unterschiedlich wie seine Formen waren auch die Methoden der Herstellung und seine historischen Verwendungszwecke in einzelnen Kulturen. Es war ein langer und weiter Weg von den ersten, vor mehr als 2000 Jahren in China handgeschöpften Papierbogen, bis zu den tonnenschweren Papierrollen, die heute von gigantischen Hochleistungsmaschinen produziert werden.

URSPRUNG IM ALTEN ÄGYPTEN

Schon vor 5.000 Jahren haben die Ägypter papierähnliche Schriftrollen aus den Stängeln der Papyrus-Staude hergestellt. Die Stängel wurden dabei in lange Streifen geschnitten , kreuzweise übereinandergelgt  und zu dünnen Blättern geklopft. Der Pflanzensaft, der durch das Klopfen aus den Stängeln geronnen ist, diente dabei als eine Art Leim, der das Papyrus zusammenhielt.
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Papier, das

[spätmhd. papier < lat. papyrum, papyrus = Papyrus(staude) griech. papyros]

aus Pflanzenfasern (mit Stoff- u. Papierresten) durch Verfilzen u. Verleimen hergestelltes, zu einer dünnen, glatten Schicht gepreßtes Material, das vorwiegend zum Beschreiben u. Bedrucken od. zum Verpacken gebraucht wird.

(DUDEN, Deutsches Universal Wörterbuch A-Z)

PERGAMENT LÖST PAPYRUS AB

Der vermutlich älteste Schriftträger, der auch noch bis in die Neuzeit für kostbare Bücher und wichtige Urkunden Anwendung findet, ist das Pergament, eine mit Pottasche oder Kalk gebeizte und geglättete Tierhaut. Pergament löste Papyrus ab dem vierten und fünften Jahrhundert nach Christus als Schreibmaterial im europäischen Kulturraum ab.
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CHINESISCHE ANFÄNGE

Obwohl schon vorher Papier aus Fasern hergestellt wurde, stammt die erste schriftliche Aufzeichnung über ein Verfahren zur Herstellung einer Urform des heutigen Papiers aus dem Jahr 105 nach Christus. Der chinesische kaiserliche Hofbeamte Tsai Lun berichtete über die Papierherstellung aus verschiedenen Pflanzenfasern unter Mitverwendung von Hadern und verwies damit in eine Richtung, die über fast zwei Jahrtausende der grundlegende Weg zur Papierherstellung geblieben ist. Die Kunst des Papiermachens verbreitete sich zunächst nach Korea (sechstes Jahrhundert) und Japan (achtes Jahrhundert), wo sich eine sehr anspruchsvolle Papierkultur entwickelte.

Papierherstellung zur Zeiten der Ming-Dynastie

(beschrieben von Tsai Lun)

KULTURELLER AUFSCHWUNG IN ARABIEN

Chinesische Kriegsgefangene brachten die Papierherstellung von China in die arabische Welt. Papiermacher unter ihnen hofften durch die Preisgabe der Geheimnisse zur Papierherstellung wieder freizukommen. Da das neue Material günstig, schön, praktisch und leicht war, löste es Pergament als Schriftträger ab. Dank des Papiers hat sich im arabischen Einflussbereich die Schreibkultur, das Schulwesen, die Gelehrsamkeit und die Literatur prächtig entwickelt. Es entstanden auch die ersten Bibliotheken.

Der arabische Einfluss ist auch heute noch erkennbar. So leitet sich der heutige Fachbegriff „Ries“ vom arabischen Wort „rizmah“ ab.
Er bezeichnet eine variable Mengeneinheit an Papierbögen.

PAPIER FINDET SEINEN WEG NACH EUROPA

Im Mittelalter brachten die Araber durch die Feldzüge die Papiermacherkunst nach Spanien. Im Jahre 1144 wurde in Xàtiva bei Valencia das erste Papier auf europäischem Boden hergestellt.
1276 wird die erste Papiermühle in Fabriano in Italien urkundlich erwähnt. Die Italiener verwendeten erstmals zum Zerfasern der Hadern durch Wasserkraft bewegte Stampfwerke mit mehreren Hämmern, die durch ein großes Wasserrad (Mühlrad) angetrieben wurden.
Daher kommt der Name Papiermühle.

PAPIERHERSTELLUNG IN ÖSTERREICH

Das älteste in Österreich hergestellte Blatt Papier wurde im Archiv des Stifts Heiligenkreuz gefunden. Man nimmt an, dass dieses Blatt in jener Papiermühle geschöpft wurde, die Jan der Turs von Rauhenegg um das Jahr 1321 in Leesdorf bei Baden gegründet haben soll.

 

Einen besonderen Aufschwung nahm die Papiererzeugung nach der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gensfleisch zum Gutenberg um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Folge davon war die Gründung vieler neuer Papiermühlen.

Urkundlich nachweisbar sind diese ersten Papiermühlen in Österreich:

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts revolutionierte die Erfindung des Holländers die Papierherstellung. Ab dann wurde die Zerstampfung der Fasern durch von Holländern entwickelte Zylindermaschinen erledigt. Heute sind sie durch moderne, kontinuierlich arbeitende Mahlmaschinen ersetzt. Mit der handwerklichen Arbeitsweise des Papierschöpfens war allerdings die Produktionsmenge deutlich begrenzt.

ERFINDUNG DER ERSTEN PAPIERMASCHINE

Im Jahre 1799 erfand der Franzose Nicolas-Louis Robert die erste Papiermaschine. Damit konnte man erstmals eine längere feuchte Papierbahn erzeugen. Diese Maschine stellte die Urform der heutigen Langsiebpapiermaschinen dar.

Nahezu gleichzeitig entwickelte Joseph Bramah (1805) die Rundsiebmaschine, und im Jahre 1806 machte Moritz Friedrich Illig mit der Leimung des Papierstoffs in der Masse (Masseleimung) mittels Harz und Alaun eine weitere bahnbrechende Entdeckung. Mit dem in Wasser aufgelösten Tierleim war es möglich die Löcher in der Papieroberfläche zu schliessen und so die Beschreibbarkeit der Papiere zu verbessern. Ein Nachteil war, dass Tierleim die Alterungsbeständigkeit der Papiere verschlechterte. Das ist eine der Ursachen, die für den Zerfall der alten Bücher
in unseren Archiven verantwortlich ist.

Im Papiermachermuseum Steyrermühl steht
ein funktionstüchtiger Nachbau der
Robert’schen Papiermaschine.

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Durch die Erfindung der Papiermaschine verstärkte sich der schon im 18. Jahrhundert auftretende Rohstoffmangel an Hadern. 1843 erfand Friedrich Gottlob Keller die mechanischen Zerfaserung des Holzes zu Holzschliff mittels Schleifsteinen. Keller liess sich hierbei von Wespen inspirieren, die winzige Holzteilchen mit ihrer Spucke zu einem Brei vermischen und daraus ihre Nester bauen.

Danach entdeckten Hugh Burgess und Charles Watt den chemischen Aufschluss von Holz mithilfe von Natronlauge. Ab 1860 war dann die großtechnische Produktion von Zellstoff möglich.

DIE WICHTIGSTEN MEILENSTEINE

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In kurzer Folge entwickelten sich auch Spezialpapiermaschinen, etwa für leichtgewichtige Papiere für hygienische Zwecke oder für die mehrlagige Kartonerzeugung. Dadurch eroberten ab 1900 maschinell erzeugte Papiere die Welt. Zeitungen, Bücher, Magazine, Verpackungen gehörten von da an zum Alltag der Menschen.

MODERNE HIGH-TECH PAPIERPRODUKTION

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zielte man darauf ab, die Papierproduktion technisch weiterzuentwickeln. Eine ganze Reihe verschiedener moderner Formen leiteten die Neuerungen im Papiermaschinenbau ein.
Die Bahnbreiten der Papiermaschinen und ihre Arbeitsgeschwindigkeiten wurden immer größer – und damit stieg auch die Produktivität. Elektroantriebe, Mess- und Regeltechnik, Automation bis hin zu Prozessleitsystemen wurden eingeführt.

Nicht nur in quantitativer Hinsicht vollzog sich eine rasante Entwicklung. Durch die vielfältigen Anwendungsbereiche stiegen die an das Papier gestellten Anforderungen. Vergleicht man die heutigen Papiere mit ihren Vorgängern, so wird eine enorme Qualitätssteigerung deutlich. Die moderne Mess- und Regeltechnik gibt dem Papiermacher die Möglichkeit, den gesamten Produktionsvorgang zu automatisieren und damit eine gleichmäßige Qualität zu gewährleisten. Der Einsatz von Computern macht die Verknüpfung der Rohstoff-, Prozess-, Produkt-, Qualitätssicherungs-, Umwelt- und Dispositionsdaten möglich und erlaubt so eine optimierte Produktionsführung.

MODERNE HIGH-TECH PAPIERERZEUGUNG

In Österreich wurde die neueste Papiermaschine 2019 bei Zellstoff Pöls errichtet.

Mit einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro wurde die PM3 nach einer Bauzeit von nur 17 Monaten in Betrieb genommen.

Auf ihr werden 100.000 Tonnen
hochwertiges Kraftpapier zum Beispiel für Papiersäcke produziert.

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